Großer Chor: Valentin Becker hätte sich gefreut (Main-Post, 23.07.2012)
Nicht nur der Schirmherr, Regierungspräsident Paul Beinhofer, Weihbischof em. Helmut Bauer und Bürgermeister Adolf Bauer, sondern auch rund 500 Zuhörer hatten bei sonnigem Wetter den Weg in den Park gefunden. Auf sie wartete vom traditionellen Volkslied über das Kunstlied und den Schlager bis zum Swing ein bunter Strauß an durchwegs engagiert und beschwingt musizierten Melodien. Gudrun Goldkuhle moderierte die Festmatinee, ihrem Mann Manfred Goldkuhle oblag als Kreischorleiter die musikalische Gesamtleitung.
Nach der Begrüßung durch Alois Henn, den ersten Vorsitzenden des Sängerkreises Würzburg, und den „Klängen der Freude“, vorgetragen vom Gemeinschaftschor, richtete Beinhofer ein kurzweiliges Grußwort an das Publikum. Schon 1845 habe Würzburg als Austragungsort des ersten Deutschen Sängerfestes eine wichtige Rolle in der Geschichte des Chorgesangs gespielt. Und Singen sei auch in der Gegenwart – nicht nur im Männerchor – eine Angelegenheit für Jedermann: „Junge dürfen im Chor alt werden. Alte werden durch den Gesang wieder jung. Faule dürfen im Sitzen singen, Fleißige erscheinen zu jeder Probe.“
Dazu komme, dass Singen nicht nur Aufmerksamkeit und Konzentration schule, sondern auch einen optimalen Ausgleich zum Schul- und Berufsleben und „gelebte Integration“ aller gesellschaftlichen Gruppen bedeute. All dies konnte man bei der Festmatinee erleben. So bezauberte beispielsweise der erst vor drei Jahren gegründete Kinder- und Jugendchor „Spessarter Notenräuberli“ des Gesangvereins Schollbrunn mit vier frisch vorgetragenen Stücken. Chorleiterin Eleonore Klein hatte die drei- bis elfjährigen Sänger gut auf den Auftritt vor großem Publikum vorbereitet, die Freude der Sänger übertrug sich spontan auf das Publikum.
Viel Spaß beim Singen hatten auch alle Älteren: Das galt für den Gemischten Chor des Gesangvereins Schollbrunn wie für den MGV 1886 Laudenbach bei Karlstadt, die Ochsenfurter Sing- & Spielgemeinschaft, den Gemeinschaftschor des Sängerkranz 1924 Mühlbach und der Kantorei St. Andreas aus Karlstadt, die Gruppe „New Age“ des Gesangvereins Schwebenried bei Arnstein, den Männerchor der Sängergruppe Kitzingen, den Sängerverein Versbach, den Musik- und Gesangverein Zell am Main und den Valentin-Becker-Chor im Würzburger Sängerverein von 1847. Nach einem leidenschaftlichen Plädoyer Peter Jacobis, des Präsidenten des Fränkischen Sängerbundes, für den Chorgesang endete die Matinee mit dem gemeinsam vorgetragenen „Frankenlied“. Auch daran hätte Valentin Becker sicher seine Freude gehabt.
(Stefan Römmelt, Main-Post, 23.07.2012)